Bildung: Grund- und Werkrealschule befasst sich in Themenwoche mit Erna Brehm / Umbenennung geplant
Lehrer, Eltern und nun auch der Kultur-, Schul- und Sportausschuss (KSSA) haben sich positiv zur geplanten Umbenennung der Grund- und Werkrealschule in Erna Brehm Schule geäußert. Unterdessen befassen sich die Schüler im Rahmen einer Themenwoche mit der potenziellen Namensgeberin.
Calw. "Im Land der Blaukarierten sind alle blau kariert. Doch wenn ein Rotgefleckter sich mal dorthin verirrt, dann rufen Blaukarierte: ›Der passt zu uns doch nicht‹", singen die Grundschüler der Badstraßenschule. Die Blaukarierten, das sind in der echten Welt die Einwohner eines Landes, die Rotgefleckten die "Fremden", also zum Beispiel Migranten. Die Kinder singen weiter, von den Rotgefleckten, die nur Rotgefleckte bei sich haben wollen und den Grüngestreiften, die unter ihresgleichen bleiben wollen.
Was das mit Erna Brehm zu tun hat?, fragt die Lehrerin in die Runde. Mehrere Hände recken sich in die Luft. Adolf Hitler habe nur Blaukarierte in seinem Land wollen, Brehm sei aber in einen Rotkarierten verliebt gewesen, erklärt einer der Schüler. Dafür sei Brehm sogar bestraft worden, fügt ein anderer hinzu.
Im Rahmen einer Themenwoche befassten sich alle Klassen der Badstraßenschule mit Erna Brehm, die 1931 dort eingeschult wurde und dem Thema Vielfalt im Allgemeinen – jede Klassenstufe auf ihre eigene Art und Weise. Während die Jüngeren spielerisch, wie beispielsweise über das aufgeführte Lied und das anschließende Basteln von passenden Knetfiguren herangeführt wurden, unternahmen die Neunt- und Zehntklässler einen Ausflug ins ehemalige Konzentrationslager in Dachau, sagt die Schulleiterin Margot Boschert-Saho. Überdies habe es Lesungen zum Thema gegeben, Ausflüge zu Gedenkstätten, eine Ausstellung und Filmvorführungen. Fast ein Jahr Vorbereitungszeit liegt hinter dem Organisationsteam aus Boscher-Saho, Marie Hempel, Leonie Christiansen und Sozialarbeiter Joachim Moritz. Die Schüler seien bei alledem voll motiviert gewesen, lobt Boschert-Saho. Wenn auch schockiert von den historischen Ereignissen, mit denen sie sich beschäftigten. "Gerade die Grundschüler waren sehr berührt, dass solche Dinge hier passiert sind."
In der Badstraßenschule ist Vielfalt etwas ganz Alltägliches. 270 Kinder und Jugendliche aus mehr als 20 Nationen gehen hier zur Schule. "Das Miteinander ist eine Selbstverständlichkeit für sie", sagt Karl-Heinz Scheffelmeier, der zur erweiterten Schulleitung gehört. Auch für ihn sei es auch nach so vielen Jahren noch bereichernd, mit den verschiedenen Kulturen in Kontakt zu kommen.
Umso wichtiger sei dem Kollegium das Signal, das von der Umbenennung in Erna Brehm Schule ausgehen würde. "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, für demokratisches Gedankengut einzutreten", betont die Schulleiterin – auch in Hinblick auf den jüngsten Anschlag auf eine Synagoge in Halle, ergänzt Scheffelmeier.
Schon seit Jahren spiele das Kollegium mit dem Gedanken, der Grund- und Werkrealschule endlich einen "richtigen" Namen zu geben. Auch wenn sie als Badstraßenschule bekannt ist, sei man damit nicht vollständig zufrieden, sind sich die Vertreter der Einrichtung einig. Die Initialzündung sei durch die katholische Erwachsenenbildung Nördlicher Schwarzwald gekommen, die der Badstraßenschule ein Porträt Erna Brehms gestiftet hat, gemalt von der Künstlerin Marlis Glaser. Feierlich übergeben wird das Bild im Rahmen einer Feier am 25. Oktober. "Wir haben uns schnell geeinigt, dass der Name passt", sagt Boschert-Saho. Ebenso haben es die Gesamtlehrerkonferenz und die Eltern empfunden. Auch die Schüler seien angetan von der Idee.
Umgesetzt werden könne die Namensänderung aber frühestens Ende des Jahres, meint die Schulleiterin – wenn der Gemeinderat dem Vorschlag des KSSA folgt und zustimmt. Dann muss noch das Regierungspräsidium Karlsruhe sein Okay geben.
Irmhild Mannsfeld (Neue Liste Calw) betonte in der Sitzung des Ausschusses, wie sehr sie den Vorstoß zur Namensänderung begrüße. "Es wird Zeit, dass man Erna Brehm gedenkt", bekräftigte sie.
Die Schüler setzen unterdessen zur letzten Strophe des Liedes an, die von den Buntgemischten handelt. "Und wenn ein Gelbgetupfter das bunt gemischte Land auffrischt. Dann rufen Buntgemischte: "Wilkommen hier im Land. Hier kannst du bei uns leben. Wir reichen uns die Hand."
Quelle: Schwarzwälder Bote